Fragen von Brigitte Prem: Denken Sie darüber nach, wer wie sein Leben für das, was Sie essen, lassen musste?
Briefwechsel zwischen Brigitte Prem und Florian:
Von Florian: Liebe Brigitte Prem,
Ich wollte ein paar Sätze sagen zum Thema Fleischkonsum. Ich bin kein Vegetarier, habe aber meinen Fleischkonsum in den letzten Jahren stark eingeschränkt. Ich bewundere alle Vegetarier und
Veganer, aber ehrlich gesagt halte ich diese Lebensweise auch für ein Wenig unnatürlich. Von der Physiologie her ist der Mensch nun mal ein Allesfresser. Und was die Natur für uns vorgesehen hat,
kann doch so schlecht nicht sein. Mittlerweile denke ich auch, dass es gar nicht so sehr darum geht, ob man nun Fleisch isst oder nicht. Meiner Meinung nach ist es viel wichtiger, was für eine
Einstellung zur Nahrung man insgesamt hat. In den Supermarkt zu gehen und für ein paar Euro kiloweise Fleisch zu kaufen finde ich gelinde gesagt pervers. Immerhin musste jemand sterben dafür. Und
davor sollte man die Augen nicht verschließen!
Bei diesen Fragen muss ich immer daran denken, was ich von der Steinzeit gelesen und gesehen habe. Immerhin ist der Mensch während dieser Epoche zu dem geworden, was er heute ist (zumindest
anatomisch). So aßen die Urmenschen zwar Fleisch, aber im Vergleich zu uns wohl sehr wenig. Außerdem haben sie ihr Fleisch unter großen Anstrengungen und Gefahren gewonnen. Für sie waren die
Tiere nicht einfach nur Ressource, sondern sie waren gleichberechtigte Kreaturen auf Augenhöhe. Wenn man sich die Höhlenmalereien oder Kleinplastiken betrachtet, haben sie möglicherweise sogar
Göttliches gesehen in manchem Tier. Entsprechend groß müssen auch die Zeremonien gewesen sein, wenn ein großes Tier erlegt wurde. Jetzt bin ich zwar nicht so radikal, dass ich fordere, jeder der
Fleisch isst, soll es auch selbst erlegen. Aber ein Wenig zurück zu den Wurzeln wäre sicher nicht schlecht (auch wenn das erstmal nur ein kleines Innehalten vor dem nächsten Schnitzel bedeutet -
das wäre immerhin schonmal ein Anfang).
LG,
Florian
Von Brigitte Prem: Lieber Florian!
Zu Veganer, Vegetarier: Ich hatte ein Au-pair-Mädchen, die schon 10 Jahre vegan gelebt hatte, als ich sie kennen lernte. Sie war so fit wie nur was. Sie fuhr mit dem Fahrrad vom Flachgau in den Pinzgau, also quer durch das Land Salzburg. Ich denke nicht, dass vegan Leben unnatürlich ist. Es ist aber auch nicht ethisch erforderlich. Wie gesagt: Auch Tiere fressen Tiere. Ich gebe dir Recht: Kiloweise Nahrung zu kaufen und dann weg zu werfen ist pervers. Immerhin musste für jedes Nahrungsmittel ein anderes ein Leben lassen. Und dem nachzugehen, woher meine Nahrung kommt, sollte eben ein Wert sein. Damit, denke ich, beantwortet sich auch deine Frage nach den Schildkröten. Übrigens haben Seeleute auch Kannibalismus betrieben, wenn sie überleben mussten. Ethik heißt eben in jedem Augenblick entscheiden, was kann ich mir, was kann ich anderen zumuten kann.
Vegan Leben muss gelernt sein. Bei uns gibt es dazu keine Kultur, keine Vorlagen. Man kann nicht einfach nur Fleisch und Milchprodukte weg lassen.
Weißt du, ich denke, in der Steinzeit waren die Menschen so gut und so schlecht wie wir heute. Man hat eine Begräbnisstätte von 200 durcheinander geworfenen Skeletten (Leichen) gefunden, beiderlei Geschlechts, alle Altersstufen, keine Kleinkinder. Die Kleinkinder, die noch beeinflussbar waren, hat man augenscheinlich leben lassen. Massenmord in der Steinzeit. Nur die Vernichtungswaffen sind heute unendlich viel wirksamer, das Leid, das wir fähig sind anzurichten, viel intensiver und häufiger. Die Kunst in der Steinzeit beweist nur, dass einige, wie bei uns auch, Ehrfurcht vor dem Tier hatten. Ehrfurcht vor dem Tier, Ehrfurcht vor dem Menschenleben, Ehrfurcht vor dem Leben überhaupt, so weit man nur gehen kann, das wäre eine akzeptable Ethik.
Aber du hast schon Recht: Mit Pfeil und Bogen oder einer Keule rottet man keine Tierart aus, auch wenn ein einzelnes Tier durch einen sauberen Schuss weniger leidet. Ich denke auch, dass die Menschen vor 5000 Jahren weniger Fleisch aßen. Wir können uns ja mit dem Affen vergleichen: Makaken sind zwar vom Körperbau her Allesfresser, ernähren sich aber hauptsächlich pflanzlich und lassen Fleisch nur so nebenbei mitgehen: da eine Maus, dort ein Insekt, wie es leicht geht. Aber die Zeit ist sowieso vorbei.
Was bedeutet das für mich: Massentierhaltung ist auf alle Fälle schmerzhaft. Ich muss achten, woher die Nahrung kommt, die ich esse. Und weniger Fleisch, vor allem, wenn es hauptsächlich im Mistkübel landet, ist aus verschiedenen Gründen sicherlich besser für die Welt.
Ich bin übrigens noch aufgewachsen mit: "Mit Essen spielt man nicht. Essen wirft man nicht weg".
...Von Florian: .Hallo, Brigitte Prem,
danke für deine Rückmeldung.
Alles in allem stimme ich mit dir überein. Und selbstverständlich kann man auch vegan gesund leben. Man muss dann halt nur darauf achten, dass man sich auch ausgewogen ernährt (wobei man das
natürlich auch als "Allesfresser" tun sollte).
Was die Steinzeitmenschen angeht, so denke ich auch nicht, dass sie edler waren als wir. Aber sicherlich lebten sie naturverbundener. Massentierhaltung gab es damals nicht. Meiner Meinung nach
hat das zwei Gründe: Einmal hatten sie nicht die Fähigkeiten dazu. Ich denke aber auch, dass sie keine Massentierhaltung betrieben hätten, selbst wenn sie dazu in der Lage gewesen wären. Und zwar
schlicht und einfach deshalb, weil ihr Respekt vor dem Tier viel größer war als heute. Zu dieser Vermutung komme ich, wenn ich mir die damalige Kunst ansehe (ca. 30 000 B.C.). Es werden hier fast
ausschließlich Tiere dargestellt, kaum Menschen. Bei der heutigen Kunst verhält es sich genau umgekehrt. Tiere sucht man vergebens, alles dreht sich um den Menschen. Ich finde schon, dass der
heutige Mensch sehr auf sich bezogen ist und die Natur um sich herum ein wenig vergessen hat.
LG,
Florian
Von Brigitte Prem Hallo, Florian,
ein sehr interessanter Gedanke! Und auch den möchte ich für
http://verantwortung-nachhaltigkeit.jimdo.com/
verwenden. Ich habe mir auch schon gedacht, dass der Mensch heutzutage sehr egozentrisch ist. Dass du in der Kunst ausgedrückt findest, dass das an unseren Ursprüngen nicht so sehr war, kann ich
nachvollziehen. Ich könnte sogar aus den irisch-keltischen Sagen, vielleicht sogar den germanischen, Beispiele finden, die deine These untermauern. Das war natürlich viel später, aber manche
Details von Lebenswelten halten sich sehr lange.
Ich könnte übrigens schon deshalb nicht vegan leben, weil mir das Wissen fehlt, wie man das ausgewogen tut. Damals, bei meinem Au pair Mädchen, habe ich nicht nachgefragt, und seitdem habe ich
niemand wirklich Überzeugenden getroffen. Aber wie gesagt, ich halte es, wie du auch sagst, für die wichtigere Ethik, Ehrfurcht vor dem Tier zu haben und nachzufragen wie es gelebt hat und wie es
gestorben ist (da habe ich aber auch ein schrecklich schlechtes Gewissen).
Ganz liebe Grüße,
Brigitte Prem
Puck
In intensiven Haltungssystemen sind Tiere in ihrer Mobilität eingeschränkter als in extensiven Systemen. Häufig werden sie an ihren sozialen Interaktionen gehindert. Abnormale Verhaltensweisen wie Kannibalismus werden beobachtet. Um Verletzungen durch Artgenossen bei engen Haltungsbedingungen zu verhindern, werden Schwänze, Zähne und/oder Hörner von Schweinen und Rindern sowie Schnäbel von Geflügel oft kupiert. Häufig werden Jungtiere bereits wenige Stunden nach der Trächtigkeit von der Mutter getrennt und durch Maschinen ernährt.
Das Schlachten von Tieren ist in § 4a des Tierschutzgesetzes geregelt. Danach darf ein warmblütiges Tier nur geschlachtet werden, wenn es vor Beginn des Blutentzugs betäubt worden ist (Abs. 1). Einer vorherigen Betäubung bedarf es gem. § 4a Abs. 2 TierSchG ausnahmsweise nicht, wenn
dies bei einer Notschlachtung nach den gegebenen Umständen nicht möglich ist,
Allgemeine Grundsätze (§ 3): Tiere sind so zu betreuen, ruhig zu stellen, zu betäuben, zu schlachten oder zu töten, dass bei ihnen nicht mehr als unvermeidbare Aufregung, Schmerzen, Leiden oder Schäden verursacht werden. Vorrichtungen zum Ruhigstellen sowie Ausrüstungen zum Betäuben, Schlachten oder Töten von Tieren sind so zu planen, zu bauen, instand zu halten und zu verwenden, dass ein rasches und wirksames Betäuben, Schlachten oder Töten möglich ist.
Sachkunde (§ 4): Wer Tiere betreut, ruhig stellt, betäubt, schlachtet oder tötet muss über die hierfür notwendige Sachkunde verfügen. Wer diese Tätigkeit im Rahmen seines Berufes ausübt, muss über eine Sachkundebescheinigung der zuständigen Behörde verfügen.
Ist der Bauer gut zum Schwein, schmeckt das Fleisch dann sicher fein !!!
Verein gegen Massentierhaltung
Waidhausenstraße 13/1
1140 Wien
2009
Projekte über gerechten Konsum der Modeschule Hallein von 2004 bis 2011
http://www.tierschutzverein.at/aktiv-unterstuetzen/petitionen/gegen-massentierhaltung_9359
21.Juli 2015
https://www.vgt.at/ 21. Juli 2015
https://www.global2000.at/presse/global-2000-und-vier-pfoten-fordern-umdenken-der-%C3%B6sterreichischen-agrarpolitik 21. Juli 2015
21.Juli 2015
21.Juli 2015
Diese Jimdo-Seite versteht sich als Denkanstoß und wurde und wird gemacht, um die Welt im Sinne von einem verantwortungsbewussten Leben zu ERFORSCHEN und dazu INFORMATIONEN zu geben. Jeder möge, vielleicht manchmal mit dieser Grundlage, selbst forschen und für sich entscheiden, wie er/sie verantwortlich lebt.
Verantwortungsbewusst leben - ethisches Verhalten
BESSER, NICHT GRÖßER! KLEIN IST SCHÖN!
Klein und fein
Brigitte Prem