TIERGARTEN

Briefwechsel zwischen Florian und Brigitte Prem:


Frage von Brigitte Prem: Sind Sie informiert darüber, wie die Tiere, die Sie anschauen, leben möchten? Wenn Sie in den Zoo, Tiergarten, Zirkus, ein Tiergehege gehen, beobachten Sie die Tiere, um herauszufinden, ob Sie wirklich ein zweites Mal hingehen und Tierquälerei unterstützen möchten? Oder ob die Tiere so gut gehalten sind, dass Sie es weiter empfehlen würden? Oder ob Sie sogar einen Protest einlegen würden, beim Betreiber oder in Form eines Leserbriefes?

 


 

Briefwechsel zwischen Florian und Brigitte Prem:

 

Von Florian: Hallo Brigitte Prem,

ein naturverbundener Mensch bin auch ich. Am Donnerstag war ich im Zoo! Anlass für mich, mir darüber Gedanken zu machen, ob es richtig ist, Tiere im Zoo zu halten. Meine Antwort lautet (vorläufig): Ja und Nein! Auf der einen Seite denke ich, dass es eine gute Sache ist, wenn den Menschen die Möglichkeit geboten wird, exotische Tiere "live" zu erleben. Schon die Kinder lernen so, dass der Elefant nicht nur eine Kreatur ist aus dem Bilderbuch, sondern ein Lebewesen aus Fleisch und Blut, das es Wert ist geschützt zu werden (auch und insbesondere in seiner Heimat). Andererseits muss man sich natürlich auch die Frage stellen, wie es für das jeweilige Tier ist, ein Leben lang eingesperrt und ausgestellt zu sein! Jetzt bin ich zwar kein Zoologe, aber ich vermute mal, dass es Tiere gibt, für die das OK ist und andere, denen man das nicht antun darf. Wo man da die Grenze ziehen muss, weiß ich nicht. Vielleicht bei der Fortpflanzung? Wenn eine Art fleißig Nachkommen produziert wird sie sich evtl. nicht allzu unwohl fühlen. Wie auch immer, ich denke, in dieser Richtung hat sich in den letzten Jahren viel getan (größere Gehege, artgerechte Haltung usw.). Trotzdem muss man wohl feststellen, dass viele der ausgestellten Tiere nichts zu suchen haben sollten in einem Zoo.
Ich wünsche dir noch einen schönen Abend!
LG,
Florian

 

Von Brigitte Prem:  Hallo, Florian!

 

Für's Erste einmal: Es gelingt mir, Brigitte Prem , nur sehr wenig, was ich auf http://verantwortung-nachhaltigkeit.jimdo.com/ schreibe, umzusetzen. Wie gesagt, will ich mir in erster Linie selbst klar werden, wie die Welt tickt. Das, worauf ich stolz bin, ist, dass ich sehr wenig mit Auto ausgekommen bin; es gab eine Zeit, da hatten wir in der Familie vier Führerscheine und ein Auto. Ich fliege selten (höchstens 10Mal in meinem ganzen siebzigjährigen Leben). Ich bemühe mich, wenig Fleisch zu essen, esse aber viele Milchprodukte, was mir den Spottnamen "Puddingvegetarier" eintrug. Trotzdem denke ich, dass weniger Fleischgenuss für die Welt besser ist. Ich bemühe mich um Produkte aus der Region und natürlich der Jahreszeit gemäße. Ich bade aber gerne in der Badewanne, was mir den Spott meines Sohnes einträgt: "Duschen predigen und Bad in der Badewanne". Ich will dich nicht mit mehr langweilen.

 

Brigitte Prem: Zu Zoos: Zoos wurden von Fürsten zu ihrem Gaudium eingerichtet, aber die hielten sich auch Menschen zu ihrem Vergnügen: Einheimische fremder Länder, Zwergwüchsige, geistig Behinderte.

 

Ich denke, man kann nicht sagen, Zoo ja oder nein. Auf alle Fälle sollte man möglichst artgerechte Tierhaltung einfordern, womit sich manche Tiere schon nicht in Zoos, höchstens in Wildgehegen, halten lassen: Wölfe brauchen nun einmal einen riesigen Auslauf. Affen leben in Bäumen und bewegen sich nicht Kilometer weit.

 

Zur Bildung muss man heutzutage nicht mehr Tiere von einem Land ins andere schleppen, Fernsehen und Youtube Filme tun es auch.

 

Tiere aus freier Wildbahn zu fangen und in Zoos zu stecken ist überhaupt abzulehnen, es sei denn, ihr Habitat ist gefähdet.

 

Auf der anderen Seite ist es in der Wildnis ja auch nicht unbedingt schön. Es gibt Tierarten, die im Tiergarten länger leben, also glücklicher sind. Ein Zooaufseher sagte mir, man müsse für Herausforderung, Spiele und so, sorgen, wenn man die freie Wildbahn nicht bieten kann. Einem Menschen tut es auch nicht gut, auf dem Sofa zu liegen.

 

Ich habe in einemWildgehege einen Panther gesehen, der immer nur im Kreis ging, immer den selben Pfad, obwohl er eine relativ große Fläche zur Verfügung gehabt hätte. Der Wärter sagte mir, dass das Tier einem Zirkus abgekauft worden war, in dem er im Käfig gehalten worden war. Das ist natürlich Tierquälerei, die des 21. Jahrhunderts unwürdig ist.

 

Es gibt Tiere (Bartgeier), die im Zoo gezüchtet und dann ausgewildert worden sind.

 

Die Richtlinie sollte das Wohl des Tieres sein, und daran dann den einzelnen Zoo messen. Absolute Ethik, in deren Nähe man kommen sollte.

 

Tiere haben seit Beginn der Menschheit mit Menschen zusammen gelebt, das erste Haustier war der Hund, also kein ausschließliches Nutztier. Ich würde Tiergärten nicht per se verdammen.

 

 

 


 

Von Florian: Hallo  Brigitte Prem,
Grundsätzlich stimme ich mit dir überein, was du zum Thema Zoo gesagt hast. Aber deinen Rückschluss vom langen Leben im Zoo auf das Glück des Tieres teile ich nicht so ganz. In der Wildnis sind die Tiere zweifellos mehr Gefahren ausgesetzt. Auch gibt es dort keinen Tierarzt. Folglich sterben Wildtiere im allgemeinen früher. Aber ob sie deshalb unglücklicher sind? Ich vermute stark, dass es Tiere gibt, die ein kürzeres Leben einem Leben in Gefangenschaft vorziehen würden. Aber wie schon gesagt, da kommt es sicherlich immer auf die Tierart an. Außerdem gibt es Tiere, die recht lange leben können, auch wenn es ihnen nicht wirklich gut geht. Früher wurden zum Beispiel Schildkröten als lebender Proviant auf Schiffen mitgenommen, da sie so lange vor sich hinsiechen ohne einzugehen.

 

Von Brigitte Prem: Hallo, Florian,

vielen Dank für deinen Brief. Ich stimme dir natürlich in allem zu, und ich möchte versuchen, Rückschlüsse für mein Verhalten zu ziehen.

Vielleicht würde das eine oder andere Tier court et bonne (=kurz und gut) vorziehen. Ich habe ein Makaken-Gehege gesehen; man konnte die Gruppenbildung und die Hierarchien beobachten. Ich denke nicht, dass sie in freier Wildbahn glücklicher gewesen wären.

Es ist ein vielschichtiges Feld. In erster Linie sollte man den Tieren das Habitat erhalten. In Kalifornien habe ich Schilder in einem Bären-Habitat gesehen: "Keep our animals wild" – das bedeutet: "Füttere die Bären nicht, lass sie ihr eigenes Futter suchen."

Für mich bedeutet das zweierlei: Versuchen herauszufinden, mit welcher Lebensweise ein Tier glücklich ist, mit dem ich es zu tun habe: Schwer! Schwer! Wir wissen ja nicht einmal von unseren Mitmenschen, was ihnen gut tut. Und zweitens: Wenigstens nicht in einen Zoo oder Zirkus gehen, in dem ein Tier so lebt wie der von mir erwähnte Panther. Allenfalls Protest einlegen.