Tierversuche



Alternative Methoden zu Tierversuchen

Die Aussagekraft von Tierversuchen und ihre ethische Vertretbarkeit ist umstritten.
In Österreich stellt das Bundesgesetz vom 27. September 1989 die gesetzliche Grundlage. Nur der Eingriff an lebenden Tieren wird als Tierversuch bezeichnet. Der Eingriff muss vorher von den zuständigen Behörden genehmigt werden. Der Tierversuchsleiter bekommt für diesen einen Tierversuch auch eine Genehmigung der Behörden. Die Tierversuchseinrichtungen werden regelmäßig unangekündigt kontrolliert. Ein „Nicht-Bestehen“ dieser Kontrolle oder ein Verstoß gegen die Gesetzeslage wird mit sofortigem Außerkraftsetzen der Genehmigung und mit einem Strafverfahren geahndet.
In Österreich sind Tierversuche für Kosmetika sowie Tierversuche an Menschenaffen gesetzlich verboten. Dennoch werden in diesem Bereich weiterhin Tierversuche durchgeführt, da Kosmetikhersteller in Drittländer ausweichen können.
Es werden aber jährlich staatliche Förderungen und Staatspreise für Entwicklungen von Alternativen zum Tierversuch ausgeschrieben, gefördert und finanziert.
Alternative Methoden zu Tierversuchen
Alternativmethoden sind Prüf- und Untersuchungsverfahren, die Tierversuche ersetzen, reduzieren oder vermindern. Die Idee der Reduzierung, Verfeinerung und des Ersatzes von Tierversuchen stammt bereits aus dem Jahre 1959 und wurde von Bill Russel und Rex Burch entwickelt.
Das "3R-Prinzip"
Die drei Säulen bei der Erforschung von Alternativmethoden werden auch als das "3R-Prinzip" bezeichnet:
1. Reduction (Reduzierung): Hier wird die Anzahl der Versuchstiere reduziert
2. Refinement (Verfeinerung, Verbesserung): Eine Methode wird erforscht, um das Tierleid zu vermindern
3. Replacement (Ersatz, Austausch): Tierversuche werden durch tierversuchsfreie Methoden gänzlich ersetzt
Als Tierschutzorganisation fordert VIER PFOTEN das endgültige Aus für Tierversuche und setzen sich deshalb für den Ersatz (Replacement) der Tierversuche durch Alternativmethoden ein.
 
Vorteile für Tier und Mensch

  • Gesundheitlicher Aspekt

Tierversuche geben keine sichere Auskunft über die Wirksamkeit einer Substanz. Wie ein Stoff wirkt hängt vom Zusammenspiel vieler Einflüsse ab, zB physiologisch, genetisch oder ernährungsbedingt, die von Organismus zu Organismus verschieden sind - auch innerhalb einer Art. So ist beispielsweise Aspirin für Katzen und Hunde hochgiftig, bei Ratten und Mäusen erzeugt es Missbildungen. Auch Saccharin löst bei Ratten Tumorbildung aus. Alternativmethoden sind sicherer, da sie diesen Unsicherheitsfaktor umgehen!

  • Zuverlässigkeit

Tierversuchsfreie Methoden sind besser auf den Menschen übertragbar. Ergebnisse, die durch Tierversuche gewonnen werden, können aufgrund der unterschiedlichen Anatomie und Stoffwechsels von Mensch und Tier nicht direkt auf den Menschen übertragen werden. Auch ist nicht außer Acht zu lassen, dass Versuchstiere durch die Haltung und die meist quälerischen Prozeduren einem immensen Stress ausgesetzt sind. Dies wirkt sich wiederum negativ auf die Aussagekraft der Ergebnisse aus.

  •  Empfindlichkeit

In-vitro Systeme sind um einiges empfindlicher als Tierversuche. Bei Zellsystemen ist es möglich, minimalste Veränderungen zu beobachten, bei Computersimulationen können schon von vorne herein Rückschlüsse auf die Giftigkeit einer Substanz getroffen werden.

  • Kosten

Etablierte In-vitro Methoden sind billiger als Tierversuche. Nach Umstellung der Methodik vom Tierversuch auf die Ersatzmethode sind die laufenden Kosten geringer als beim Tierversuch.
Hürden bei der Entwicklung und dem Einsatz von Alternativmethoden
Politische und bürokratische Hürden verhindern derzeit die Entwicklung und den raschen Einsatz von Alternativmethoden.

  •  Politische Hürden

Für Alternativmethoden werden kaum bis gar keine Forschungsgelder aufgebracht. Der größte Anteil der Forschungsgelder fließt derzeit in profitbringende Forschungszweige wie zum Beispiel Biotechnologie. Derzeit fehlt auf nationaler und internationaler Ebene der politische Wille den Wissenschaftszweig der Alternativmethoden ausreichend zu fördern.

  •  Bürokratische Hürden

Die gesetzliche Anerkennung von Alternativmethoden dauert derzeit bis zu zehn Jahre. Diese lange Dauer ist mit ein Grund, dass heute noch immer so viele Tierversuche durchgeführt werden und nicht längst durch Alternativmethoden ersetzt wurden.
 
In-vitro-Verfahren ersetzen Tierversuche
"In vitro" bedeutet "im Reagenzglas". In-vitro-Verfahren haben gegenüber Tierversuchen viele Vorteile: Sie sind zuverlässiger, reproduzierbarer, empfindlicher und kostengünstiger. Vor allem aber: Sie verursachen kein Tierleid.
Die häufigsten In-vitro-Methoden

  • Zellkulturen: Zellen werden aus menschlichem oder tierischem Gewebe gewonnen und für Tests im Rahmen von Zellkulturen verwendet. Die Zellkulturen werden in speziellen Kulturmedien (ein Umfeld in dem die Zelle bestehen kann) gezüchtet. So ist es beispielsweise gelungen, die menschliche Haut darzustellen. An diesen Modellen können dann Versuche durchgeführt werden.
  • Isolierte Organe bzw. Gewebeschnitte: Mit Hilfe von Organen bzw. Gewebeschnitten können viele Substanzen auf ihre Eigenschaften überprüft werden. Beispielsweise können so Aussagen über den Stoffwechsel getroffen oder elektrische Phänomene (etwa in Nervenzellen) studiert werden.
  • Niedere Organismen: Niedere Organismen wie Pilze und Bakterien werden zB für Studien zur erbgutschädigenden Wirkung und genetischen Grundlagenforschung eingesetzt.
  • So wird beispielsweise der Ames-Test bereits als Routinetest bei Giftigkeitsprüfungen für Chemikalien und Arzneimittel eingesetzt.
  • Computermodelle: In der Ausbildung kann der Tierversuch zB durch Simulationsprogramme am Computer ersetzt werden. Ein weit verbreitetes Computermodell ist der Computertomograph, der einen detaillierten Einblick in den menschlichen Körper ermöglicht.
  • Analytische Methoden: Ein Beispiel ist die Polymerasekettenraktion (PCR). Mit dieser Technik können kleinste krankmachende Zellen oder Substanzen in winzigsten Mengen nachgewiesen werden.
  • Mikrochips: Bei dieser neuen Methode können alle Gene eines Organismus auf einem Glasträger auf ihre Reaktion mit verschiedenen Umweltschadstoffen getestet werden. Anhand der Färbung (in der Abbildung als grüne, gelbe und rote Punkte ersichtlich) kann über eine Computersoftware die Toxizität bei verschiedenen Konzentrationen der Substanzen ausgewertet werden.



Quellen